Tanz hat mich schon immer begeistert und seitdem ich das erste Mal bei einem Shimmy-Tanzfestival erlebt habe, wie ekstatisch sich die Tänzerinnen in reichverzierten Kostümen zu den mystischen Klängen des Morgenlandes über die Bühne bewegen, hat mich auch die Faszination des orientalischen Tanzes gepackt. In Hildesheim habe ich Tänzerin „Anyana“ interviewt, durfte sie mit ihren Gruppen „Salima“ und „Colors of Orient“ bei den Proben zu ihrem Auftritt beim Orientspektakel „1001 Nacht“, am Samstag, den 27. Februar fotografieren.
Wie bist du zum orientalischen Tanz gekommen?
Da war ich 15 oder 16 Jahre. Im Fernsehen lief damals die englische Detektivserie „Mit Schirm, Charme und Melone“. In einer der Folgen tanzte Emma Peel verschleiert zu orientalischer Musik. Die geschmeidigen Bewegungen haben es mir sofort angetan, so dass ich bei einer Veranstaltung der Theater-AG unserer Schule in einem ähnlichen Kostüm auftrat und den Tanz nachtanzte.
Solange bist du also schon dabei?
Nein, danach war erst mal für lange Zeit Pause. Irgendwie hatte ich damals noch nicht so richtig Feuer gefangen. Vorerst ging es bei mir mit Jazzdance weiter. Den orientalischen Tanz entdeckte ich nach der Geburt meiner Tochter eher durch Zufall wieder. Ich leitete den Kinder- und Jugendtreff Drispenstedt und bot orientalischen Tanz für Kinder und Frauen an. Eigens dafür hatte ich Asiyan Marx eingestellt. An ihrem Unterricht nahm ich auch teil, es machte mir Spaß und so lernte ich die ersten Grundlagen.
Aber dann wolltest du mehr…
Genau. Weil ich begann, mich für die Hintergründe, unterschiedlichen Stilrichtungen, Ausdrucksformen und die damit verbundenen Techniken des Tanzens zu interessieren, besuchte ich gezielt Workshops … und war von der grandiosen Vielfalt des orientalischen Tanzes begeistert. Auf einem der Workshops begegnete ich dann Asmahan El Zein, Tänzerin und Organisatorin des internationalen Festivals „World of Orient“, mit der mich seitdem eine intensive Tanzpartnerschaft und Freundschaft verbindet.
Du sprichst vom „Orientalischen Tanz“ und nicht von „Bauchtanz“ …
„Bauchtanz“ greift es auch nicht wirklich. Das ist eher der populäre Begriff, so wie „Belly Dance“ im englischsprachigen Raum. Tatsächlich ist es aber mehr als das und deswegen sprechen wir auch vom „Orientalischen Tanz“, der viele Richtungen und Schulen kennt. Zum Beispiel hängt es vom jeweiligen Stil ab, welche Kostüme gewählt werden und welche Musik den Tanz untermalt. Auch die Requisiten, wie Schleier, Fächerschleier, Fackel und Stock spielen eine wichtige Rolle, weil sie jeweils eine bestimmte Aussage transportieren.
Du unterrichtest auch orientalischen Tanz. Wo ist das und welchen Stil lehrst du?
In der Katholischen Erwachsenenbildung, der Volkshochschule Hildesheim und der Salzeklinik in Bad Salzdetfurth. Auf einen speziellen Stil oder eine bestimmte Richtung bin ich dabei nicht festgelegt. Ich mische einzelne Techniken sowohl aus dem klassischen, als aus dem modernen Tanz, wie zum Beispiel Tribal, Bollywood und Fantasy.
Das Wissen dazu hast du dir sämtlichst in entsprechenden Workshops angeeignet?
Nicht nur in Workshops, sondern auch durch meine zweijährige „Estoda“-Ausbildung (Essential Technik of Oriental Dance), die ich mit einer Prüfung abgeschlossen habe. In dieser Ausbildung wurde Tanztechnik, Entwicklung entsprechender Choreografien, sowie Didaktik vermittelt und vertieft.
Als Tänzerin blickst du auf eine fast 20-jährige Bühnenerfahrung zurück. Tanzt du solo oder in einer Gruppe?
Als Anyana habe ich Soloauftritte, darüber hinaus bin ich festes Mitglied der Tanzgruppe „Asmahan&Friends“ und trete gemeinsam mit den Schülerinnen meiner Kurse in unseren Formationen „Colors of Orient“ und „Salima“ auf. Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich bisher mit tollen Tanzpartnerinnen zusammengearbeitet habe, wie Gauhara, Sibel Nefa, Alexandra, Sahara, Fire …
Außerdem war ich einige Jahre Mitglied des „Bollywood-Dance-Ensemble“.
Nicht ohne Erfolg …
Mit „Bollywood-Dance-Ensemble“ sind wir zweitbeste Bollywood-Dance-Group in Deutschland geworden.
Bist du bei der jährlich stattfindenden „World of Orient“ mit dabei?
Mit „Asmahan&Friends“. Aber in erster Linie bin ich dort als Stagemanagerin hinter der Bühne tätig und sorge mit der Koordination von Musik, Beleuchtung und Auftritten für einen reibungslosen Ablauf des Programms.
Als „Anyana“ bist du orientalische Tänzerin, Lehrerin und Stagemangerin. Als Anja Sensen arbeitest du Vollzeit in der Jugendsozialarbeit für die Stadt Hildesheim. Zwei reichhaltige Leben, wie bekommst du die miteinander verknüpft?
Das frage ich mich in der Tat manchmal auch, aber es klappt. Es klappt beides sogar ziemlich gut zusammen, weil das eine Leben das andere bereichert. Als „Anyana“ bin ich Netzwerkerin, bin ich es gewohnt zu organisieren und zu koordinieren, davon profitiert meine Arbeit in der Sozialarbeit, in der ich verschiedene jugendkulturelle Projekte leite, wie Jugendberatung oder das Tanzprojekt „Dance Invasion“ – um nur zwei Beispiele zu nennen. Projekte in denen ich ebenfalls netzwerken, organisieren und koordinieren muss.
Apropos Jugendliche … ich kann mir gut vorstellen, dass Bauchtänzerin … sorry, Orientalische Tänzerin, für junge Menschen ein Traumberuf sein könnte. Kann man eigentlich davon leben?
Eher nicht. Im Gegenteil, denn der Kostenaufwand nicht zu unterschätzen. Allein die sehr aufwändig gearbeiteten Bühnenkostüme und Accessoires, sowie die Requisiten sind ziemlich kostspielig. Die Anreise zu Festivals, Hotelkosten,Werbung in eigener Sache und Weiterlernen durch Workshops müssen aus eigener Tasche finanziert werden. Finanzielle Unterstützung gibt es nicht. Nur sehr wenigen Tänzern weltweit gelingt es, sich mit Auftritten, Workshops und Tanzschulen eine solide Existenz aufzubauen.
Anyana, danke für das Interview und viel Erfolg für deine Gruppen „Salima“ und „Colors of Orient“ am Samstag, den 27. Februar beim orientalischen Event „1001 Nacht“ in Bad Salzdetfurth in der IGS.
Toi toi toi!
Fotostrecken
Die Proben
„1001 Nacht“ – Orientalischer Abend in Bad Salzdetfurth
super tolle fotos—zum verlieben schön.!!!!